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AutorenbildChristine Ubeda Cruz

Ist Chaos die neue Ordnung?


Foto: Canva//Gestaltung Christine Ubeda Cruz mit Canva
Chaos ist die neue Ordnung

Wer vor dem Kochen für Ordnung sorgt, muss sich hinterher nicht über Hektik oder ein verpatztes Essen ärgern. Das habe ich mal so gelernt und nie vergessen. Befolge ich noch immer. Aber warum eigentlich nur beim Kochen?


Bei meinen Unterlagen ist das ganz anders. Die stapeln sich in einem organisierten Berg neben dem Schreibtisch. Auf der Fensterbank. Beim Drucker. Das ist „meine Ordnung“. Oft weiß ich, wo genau das Schreiben liegt, das ich jetzt brauche. Oft aber weiß ich es auch nicht. Dann suche ich, fluche ich und schichte um. Und schelte mich selbst, nun endlich mal Ablage zu machen. Alles zu ordnen. Aufzuräumen. An seinen Platz zu räumen.


Mise en Place


Sobald ich meine Küche betrete, ist Schluss mit dem Durcheinander. Da herrscht Ordnung. Ist alles an seinem Platz. Die Messer in der Schublade rechts von mir. Die Gewürze in einem Schrank links vom Kochfeld.


Und bevor ich richtig anfange zu kochen, ich meine jetzt das Rühren im Topf und nicht mein Inneres hochkocht, richte ich mein geliebtes „Mise en Place“. Kommt aus dem Französischen und heißt übersetzt: „An den richtigen Ort gestellt“. Erstmal alles sauber vorbereiten und bereitstellen. So dass es sofort griffbereit ist. Die Zwiebel wird geschält und in kleine Würfel geschnitten, das Knoblauch gepellt und fein gehackt, der Arborio-Reis wartet sorgsam abgewogen in seiner Schüssel, die Gemüsebrühe duftet in ihrem Kännchen. Die feinen Safranfäden geben ganz sanft ihren Geschmack ab. Bestes Olivenöl wartet auf seinen Einsatz. Der Sherry steht bereit. Wie auch der Salzsteuer und die Pfeffermühle. Leckerer Parmesan rieselt aus der Reibe in eine Schale und duftet verführerisch.


Dazu gesellen sich die passenden Kochutensilien wie Topf, Messer, Kochlöffel etc…

Wahre (Vor)Freude stellt sich dann bei mir ein, wenn alles in der „richtigen“ Reihenfolge bereit steht. Schon ein wenig zwanghaft… oder?


Der Topf brennt, die Augen weinen


Wer sich die Zeit nimmt, und sein „Mise en Place“ gut vorbereitet, kann sich dann am Herd auf das Wesentliche konzentrieren. Auf das Kochen. Mit Muse, Geduld und ganz wichtig: Viel LIEBE! Und fängt nicht an, heulend und schniefend Zwiebelwürfel zu schneiden, während der Reis im Topf verbrennt und die Gemüsebrühe sich noch in der tiefsten Ebene des Vorratsschrankes ausruht. Man erspart sich die hektische Suche nach der Parmesanreibe. Oder das eilige Schnippeln an irgend etwas. Schont die Nerven. Aber vor allem die Fingerkuppen!


Für meinen Ausbilder vor vielen, vielen Jahren war das „Mise en Place“ ein eisernes Gesetz. Seine Ordnung und die damit verbundene Sauberkeit waren mir immer ein Vorbild. Er lehrte mich, dass man mit einer perfekten Vorbereitung die Herrin* der Dinge sei. Und das es ein köstliches Gefühl sei, Ordnung in „seiner“ Welt zu halten.


Wenn ein überfüllter Schreibtisch ein Zeichen für einen überladenen Geist ist, für was ist dann der leere Schreibtisch ein Zeichen?

Albert Einstein


So, ich sollte jetzt mal ins „Ostzimmer“ gehen. So heißt der Raum, in dem das Schreiben, das Arbeiten und mein Hobby stattfindet. Ich sollte mal an meinem nächsten Artikel arbeiten. Doch verdammt, wo ist der kleine Zettel mit der genialen Idee von letzter Woche? In dem Stapel auf der Fensterbank? Etwa, ganz ordentlich in meinem Ideenbuch? Auf dem Aktenberg auf‘m Drucker? Oder doch in meiner Datenbank?


Wie war das noch gleich mit der perfekten Vorbereitung und der Herrin* der Dinge? Ich darf jetzt erst einmal suchen. Wahrlich kein köstliches Gefühl… Oder ich halte es hier wie Albert Einstein 😜



* Ist das Gender-konform? Anfang der 80iger Jahre war das so ok. Und heute? Was hältst Du von „Mistress**“? Oder „Königin“?



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