Seit gut vier Jahren schreibe ich. Blogbeiträge, Kolumnen und an einem Buch. Bisher macht mir das keine Probleme. Themen und Ideen finden mich. Und ich schreibe sie nieder. Doch plötzlich habe ich eine Schreibhemmung. Raubt mir das Alter, die Zeit oder was auch immer, die Ideen? Sehe und spüre ich sie nicht mehr? Oder bin ich leergeschrieben?
Ich darf schreiben. Ganz wichtig. Denn ich muss nicht. Mich jagt keine Deadline, kein Redakteur, nichts und niemand. Ich tue es aus freien Stücken. Weil ich es liebe. Ich schreibe über das, was mir im Leben begegnet, was mich wundert und berührt. Etwa über "Tränen in Tüll", "Glühende Leidenschaft", "Der Lesende" und über "Paul und das grüne Herz". Und es ist, bzw. war, mir immer ein Spaß. Nur derzeit nicht. Nicht, dass mir nichts einfällt. Das Leben bietet täglich zahllose Themen. Doch irgendwie klemmen meine Gedanken, fehlt die Unbekümmertheit, der Spaß und der Schreibfluss.
Jetzt, gerade jetzt schon wieder. Leicht vorwurfsvoll blinkt mich der Cursor auf der weißen Seite meines Monitors an. Es blinkt, blinkt und blinkt. Und weder aus meinem Kopf noch aus meinen Händen fließt etwas auf die weiße Seite. Nichts, gar nichts. Und dann starre ich ins schwarze Nichts. Der Rechner hat sich in den Standby-Modus verabschiedet. Und mein Kopf auch. Brain Fog. Habe ich mich leergeschrieben?
Ist das jetzt die viel berüchtigte Schreibblockade?
Bisher habe ich nur davon gehört und gelesen. Also dass es das geben soll, so eine Schreibblockade. Viele haben darüber geschrieben. Ironie – oder? Man schreibt darüber, dass man gerade nicht schreiben kann. Und selbst Größen wie Hemingway und Dostojewski* sollen unter Schreibblockaden gelitten haben. Ob alkoholische Getränke ein wirksames Gegenmittel waren, ist nicht überliefert …
Ich probiere es mal mit einem Glas Wein. Am blumigen Chardonnay nippend starre ich weiter auf den blinken Cursor. Da kommt mir die Spur einer Idee. Was tut der Mensch, wenn er nicht mehr weiter weiß? Er gründet – im Job, in der Politik – einen Arbeitskreis. Oder googelt. Der klassische Ausweg. Und der dümmste. Hier lese ich: Gegen die gefürchtete Schreibhemmung sollen die einfachsten Dinge helfen: Pause machen, ein Nickerchen einlegen, etwas essen und trinken – mach’ ich schon – spazieren gehen oder Sport machen. Schon würde die bewusste Pause für mehr Kreativität und Produktivität sorgen. Ok, so weit, so nicht gut. Funktioniert gerade nicht. Weiter unten im Feed blinkt mich die Headline an: „Schreibblockaden gibt es gar nicht“, sagt da der Autor Daniel Fitzke. „Was irrtümlich häufig für eine Schreibblockade gehalten wird, ist in den meisten Fällen Teil eines ganz normalen kreativen Prozesses.“ Genau das sagt auch meine #Schreibfreundin Alexandra H. Maier, mit der ich in der nächsten Pause, der Cursor blinkt auf der weißen Seite weiter vor sich hin, telefoniere.
So fühlen sich also kreative Prozesse an
Aha, ich bin also in einem kreativen Prozess. Und warum fühlt sich das so leer an? Was soll aus dem Brain Fog hinter meiner Stirn werden? Write Fog – nix geschrieben, blinkender Cursor auf weißer Seite?
Kluge Menschen sagen, dass Ideen auch in unproduktiven Phasen reifen. In dieser temporären Phase der Selbstzweifel sei es gut, an die eigene Schaffenskraft zu glauben und einen großen Papierkorb in der Nähe zu haben. Nun, ich arbeite ausschließlich online. Weiß aber genau, wo die Delete-Taste liegt. Die löscht im Handumdrehen unausgegorene Satzfragmente und miese Textpassagen. Dieser scheinbar unproduktive Prozess soll im Inneren kreative Höhenflüge verursachen.
Also ich spüre davon (noch!) nichts. Aber vielleicht entscheiden sich die grauen Zellen hinter meinem Brain Fog irgendwann mal wieder zu einer produktiven Mitarbeit. Und dann, ja dann werden sie fliesen. Geschichten mit neuen Ideen und berührende Texte füllen wie von selbst unzählige weiße Seiten. Der Cursor hat dann keine Zeit mehr zum Blinken.
Und bis es so weit ist, dürfen wir uns – Du als Lesende, ich als Schreibende – gedulden. Und Mut zur Langeweile haben. Denn unproduktives Chillen gehört auch zu den inneren kreativen Prozessen. Sagt Google. Ich probiere es jetzt mal aus. Und bin gespannt, wann ich wieder angefüllt bin zum Schreiben.
DANKSAGUNG
Stephie ist eine ganz liebe Freundin und treue Leserin meiner Beiträge. Sie gibt wertschätzendes Feedback, nickt, lacht, schüttelt den Kopf und stellt die richtigen Fragen. Am Dienstagabend fragte sie mich: "Sag’ mal Christine, Deine Texte sind in letzter Zeit so anders. Mir fehlt Herz, Wärme, Nähe. Ist bei Deinem Schreiben die Luft raus?" Ich fühlte mich ertappt und nickte. "Ja, Stephie, Du hast recht. Irgendwie ist gerade die Luft raus."
Jetzt ist es Mittwochabend. Ich sitze seit einigen Stunden vor dem blinkenden Cursor. Dies hier ist mein erster Versuch einer Selbstreflexion. Mit Luft drinnen – oder draußen? Sag’ gerne mal wie Du das wahrnimmst.
* ich möchte meine Schreibe auf keinen Fall mit der Kunst dieser beiden Literaten vergleichen
Du sagst es ja schon dadurch das du nicht unter druck schreiben musst ist das doch eigentlich ganz entspannt oder zumindest solltest du das so sehen und wenn es halt mal eine Pause wird die länger wird ist das doch schwer in ordnung einfach kurz bescheid sagen und dann weiß man was los ist
Bei mir ist es dann auch oft so das ich was schreiben möchte aber bei mir ist dann oft nach wenigen Sätzen schluss ich habe für mich eine möglichkeit gefunden aber der grund warum ich blogge ist ein trauriger aber es tut gut und macht spaß zu Experimentieren heute habe ich auch so ein blogartikel geschrieben aber da gefällt mir irgendwas nicht aber ich kann gar…
Oh das kenne ich gut! Eigentlich will ich so gern was schreiben, idealerweise was lustig-leichtes, aber es kommt einfach nix G'scheits! Erzwingen gilt nicht. Mir hilft dann die dröge Pause, mit dem TV oder mit lesen. Kann dauern, aber auf einmal ploppt eine Idee auf! Mein Sohn wurde sagen "dann chill halt mal, Mama"
Bussi von Sabine aus dem Mausloch