Wenn es um gesunde ErnĂ€hrung geht, ist die Welt voller selbsternannter Fachleute und ErnĂ€hrungs-Gurus. Alle wollen ihre Meinung unter die Leute bringen. Versprechen dies. Und verdammen jenes. Ich finde, es reicht. Und ich blicke nicht mehr durch. Welche Kuh gerade durchâs Dorf getrieben wird und vegan lebt. Brauchen wir diese Abermillionen Tipps wirklich?
Wann hat das eigentlich begonnen, dieses stĂ€ndige sich-gegenseitig-auf-den Teller-schauen? Liegt es an Instagram, Facebook? Oder ist #Foodporn der Auslöser? Offenbar scheint es Meisterschaften - ganz im Geheimen, also top secret - zu geben, die die schönste Bowl, Brotstulle oder Pasta mindestens mit Gold aufwiegen. Uups, darum gehtâs ja schon gar ich mehr. Der letzte Schrei sind mit der Pinzette liebevoll angerichtete Teller mit Porree I Haselnuss I Granny Smith Apfel I Ăl oder Rhabarber I HolunderblĂŒte I Verbene I Hafer-Crunch. NatĂŒrlich alles super lecker. Sooo gesund. Und: SELBST GEMACHT! SelbstverstĂ€ndlich.
Und ja, ich verneige mich vor den Menschen, die so etwas können. Denen es Freude bereitet, stundenlang in ihrem Koch-Labor mikroskopisch genau zu schneiden, zu wiegen, zu köcheln. Die die Klaviatur sĂ€mtlicher KĂŒchengerĂ€te minutiös beherrschen. Und absolut fotogene Kunstwerke auf den Teller drapieren. Die bestenfalls dann auch fantastisch schmecken. Und dabei super gesund sind.
Das ist schön. Manchmal auch inspirierend. Was mich dabei aber wirklich nervt: Die mindestens eine Trillion ungewollter ErnÀhrungs-Tipps. Und die Protagonisten, die behaupten:
NUR WENN DU DAS ISST, WIRST DU SCHĂN, GESUND und ALT!
oder
ISS DAS UND DU WIRST SCHNELLER ABNEHMEN
und noch schlimmer
ICH AĂ DAS UND DANN PASSIERTE UNGLAUBLICHES
Wirklich? Lasst doch mal das Essen in Ruhe. Und verschont die Welt mit euren Pseudo- Weisheiten. Jeder halbwegs normal denkende Mensch weiĂ doch, was gut fĂŒr ihn ist. Und was nicht. Also mir ist klar, dass Brokkoli besser ist als Currywurst mit Pommes rot-weiĂ. Und das Schokolade zwar glĂŒcklich, aber nicht zwingend schlanker macht. Gilt wohl leider auch fĂŒr Rotwein.
Jedes FrĂŒhjahr wieder: Die neusten ErnĂ€hrungstipps
Egal ob im Zeitschriftenregal oder auf Social Media: Jetzt ist wieder Hochsaison fĂŒr die besten Tipps. NatĂŒrlich mit Erfolgsgarantie.
Aber: Warum kaufen wir diese Zeitschriften, warum klicken wir diese BeitrĂ€ge? Warum lassen wir uns auf derart unrealistische, manchmal sogar erlogene RatschlĂ€ge ein? Und - wer Ă€ndert wirklich etwas? Nachhaltig und auf Dauer? Ich wĂŒrde wirklich mal gerne wissen, wieviele angebrochene Leinölflaschen im hintersten Winkel der KĂŒchenschrĂ€nke ein trauriges Dasein fristen. Und der Omaga-3-FettsĂ€ure Spiegel des Menschen weiterhin so bleibt wie er ist.
Warum trauen wir immer wieder, angeblich, neuen Erkenntnissen? Vor Jahrzehnten war Fett, egal welches, der Garant fĂŒr Dicksein, chronische Erkrankungen und frĂŒherem Verfall. Darauf bescherte uns die Industrie eine unendliche Auswahl von fettarmen bis fettfreien Lebensmittel. Die sind, mittlerweile, auch nicht gesund. Dann war Vollkorn der ganz hippe heilige Schrei. Kann man sich heute kaum noch vorstellen. Denn Weizen ist jetzt böse. Irgendwann wurde Zucker verdammt und durch kĂŒnstliche SĂŒĂungsmittel ersetzt. Hat offenbar nichts genĂŒtzt. Zucker ist immer noch DAS Thema. Soll jetzt sogar extra besteuert werden. Hat in DĂ€nemark auch nicht zu weniger sĂŒĂem Konsum gefĂŒhrt. Es gab die Ananas-DiĂ€t. Und die EiweiĂdrink-DiĂ€t. Super toll. Ganz schön einseitig. Ziemlich Genuss- und SpaĂbefreit. Und ein Garant fĂŒr Kopfschmerzen und miese Laune.
Das fĂŒhrt zur Frage:
Und welches Essen tut nun gut?
Denkt doch mal nach! Das, was euch schmeckt. Am besten vielfĂ€ltig, frisch und ausgewogen. Nehmt doch mal Currywurst mit Brokkoli đ.
Es ist wie immer im Leben: Die Dosis macht das Gift! Also: weniger ist (meist) mehr!
Lasst euch inspirieren. Von tollen Fotos und ungefragten Tipps. Gerne auch mal verfĂŒhren. Und dann hört auf euren Bauch. Der weiĂ, was gut fĂŒr ihn ist und lĂ€sst es euch auch spĂŒren.
Lasst es euch schmecken.
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