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#UNDERCONSUMPTION - Trend, normal oder Anmaßung?

Autorenbild: Christine Ubeda CruzChristine Ubeda Cruz
Kleiderschrank mit zahllosen leeren Kleiderbügeln
Weniger ist leer

Nur neu kaufen, wenn es wirklich nicht mehr anders geht. Das propagieren plötzlich einige Influencer und Content Creator unter dem Hashtag #underconsumption. Verkehrte Welt!? Stehen sie selbst doch für die permanente Verführung zum Konsum. Möchten mit ihrer ganz persönlichen Empfehlung uns dazu bewegen, immer wieder Neues und am besten mehr davon zu kaufen. Und jetzt auf einmal genau das Gegenteil?


Die Sache macht mich neugierig. Und ist eigentlich nichts Neues. Die Kleidung zu tragen, die bereits im Schrank hängt oder die Zahnpasta aufzubrauchen ist für viele Menschen ganz selbstverständlicher Alltag. Einfach, weil ihnen die Welt, Dinge und ihr Leben etwas wert sind. Oder sie es sich schlicht nicht leisten können oder wollen, permanent neuen Kram zu kaufen.



Ist #underconsumtion ein genereller Trend? Oder nur einer in dieser sich immer wieder neu erfindenden Online Bubble?


Darum geht es: Die Beiträge auf Instagram, Facebook und TikTok sollen zu einem Lebensstil mit geringerem Konsum oder Konsumverzicht anregen und zeigen, wie (gut!) es sich mit weniger lebt. Es wird bewusst auf Neues und Angesagtes verzichtet. Und nur das wirklich Notwendige angeschafft. Ferner versteht sich dieser Trend als Antwort auf den online gezeigten verschwenderischen Lebensstil der Content Creators.


So weit, so gut. Macht ja durchaus Sinn, erst einmal das zu nutzen und aufzubrauchen, was ohnehin zu Hause im Schrank hängt und steht. Stichworte: Vorhandenes nutzen, Ressourcen und Umwelt schonen und somit auch den einen oder anderen Euro sparen. Nix Besonderes – oder? Aus meiner Sicht ein völlig normales und gesundes Konsumverhalten.



Ein Jahr lang Klamotten fasten. Zusätzlich auch noch Schuhe. Einfach mal nichts einkaufen.


Coole Challenge, oder? Da gibt es diese Content Creatorin, die ein Jahr lang Klamotten "fasten" möchte. Zusätzlich auch Schuhe. Also, um es im Klartext zu sagen: Sie möchte in diesem Jahr weder Kleidung noch Schuhe oder modische Accessoires neu kaufen. Angeblich hält sie das nun bereits elf Monate durch. Chapeau! Bewundernswert, sich von allen Trends und Verführungen fernzuhalten. Stattdessen zeigt sie, wie sie ihre vorhandene Kleidung neu und immer wieder anders kombiniert. Das sieht gut aus und ist mir eine liebe Anregung.


Aber: Was tun, wenn Frau sich beruflich im Bereich Mode, Lifestyle und Beauty auf Social Media tummelt? Da müssen halt andere "Must-haves" promotet werden. Und so wirbt sie emsig für Nahrungsergänzungsmittel, natürliche Haarpflege und diverse kosmetischer Produkte inklusive dekorativer Kosmetik. Und, das wissen wir ja: Mehr hilft mehr! Also gibt es nette Filme, sogenannte Reels, wo sie nach der Gesichtsreinigung, selbstredend mit einem neuen Wundermittel, feinfühlig mit den Fingerspitzen ein Tonikum einklopft. Darüber verstreicht sie den Inhalt einer Wirkstoff-Ampulle. Vielleicht ist es auch umgekehrt. Ich kenn’ mich da nicht so gut aus. Auf jeden Fall braucht die Haut nun eine Creme, gefolgt von noch einer. Diesmal mit dem so wichtigen UV Schutz. Gegen Pigmentflecken hilft eine Tinktur und rund um die Augenpartie wird, wieder mit den Fingerspitzen, eine ganz besonders intensive Augenpflege aufgetragen. Denn eines ist hier ja wohl klar: Mehr hilft (sicher – vielleicht –wahrscheinlich) mehr! Wem das hilft, ist auch klar. Oder?


In der von Konsum getriebenen Social-Media-Welt mag es normal sein, eine Skincare-Routine in mindestens 10 Schritten durchzuführen. Produkte verkaufen – ach nee, es handelt sich ja um persönliche Empfehlungen basierend auf der eigenen Erfahrung – steht an erster Stelle in der Influencer:innen-Jobbeschreibung. Davon leben die. Also von den Provisionen. Falls wir ihrer Empfehlungen folgen und kaufen.


Nach der ganzen Pflegeprozedur, verpackt unter dem Motto "Me time", folgt die dekorative. Ich erspare euch hier weitere Details und die dazu zwingend notwendigen Produkte. Aber eines weiß ich nun auch: "Der" rote Lippenstift des Frühjahrs ist definitiv nicht der, den Frau auch im Herbst mit Stolz tragen kann. Nee, auf keinen Fall. Denn der hat definitiv ein viel, viel roteres Rot.


Etwas anderes weiß ich nicht: Handelt es sich auch um "Unterverbrauch", wenn ich auf den Kauf von Klamotten und Schuhe verzichte, dafür mir aber ein mindestens 10 stufiges Beautyprogramm kaufe und quartalsweise mindestens einen der neuesten roten Lippenstifte?



Normal oder Anmaßung??


Also bei mir stehen an der Dusche ein Shampoo und ein Duschgel. Am Spiegel liegen Wimmerntusche und zwei Lippenstifte. Einen für die Pflege und einer mit Farbe. Das empfinde ich, mittlerweile, als normal. Ja, das war mal anders. Da folgte auch ich dem Lockruf des Konsums und hatte mehr. Viel, viel mehr.* Aber Zeiten ändern sich. Und so auch Gewohnheiten, Vorlieben und Bedürfnisse. Meine, wie auch offenbar einem Teil der Gesellschaft. Und dabei fühlt es sich komplett falsch an, #underconsumtion oder besser gesagt, der am Bedarf orientierte Konsum, als Trend zu verkaufen.


Und eines weiß ich auch: Für viele Menschen sind solche "sogenannten Trends" purer Luxus. Oder gar ein Hohn. Denn: Wer sich sorgt, wie der Kühlschrank mit sättigenden Lebensmitteln gefüllt und die Stromrechnung bezahlt werden können, kann über #underconsumption nur müde lächeln. Oder es schlicht anmaßend finden.



Schreib mir doch gerne mal, wie Du die Sache mit dem Konsum hältst. Und: ist das Thema #underconsumption nur eines für die Online-Bubble? Oder findet das, ganz selbstverständlich und vielleicht vollkommen unbemerkt, im realen Leben statt?


* Das viele Zeugs von früher steht noch im Schrank. Es wird nach und nach verbraucht und nur das notwendigste ergänzt.

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1件のコメント

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ゲスト
2024年10月27日

Ganz abgesehen davon, dass ich diesen Begriff bisher gar nicht kannte, ist das für mich ganz normal, nur die Sachen zu kaufen, die ich brauche. Ich spare Geld, Energie, Platz, Zeit, Ärger, etc. etc. Der Umwelt Ressourcen und unnötige Belastung. Ich sehe absolut gar keinen Sinn darin, Dinge anzuhäufen, nur weil irgendein Influencer denkt, das wäre gut oder die Werbung suggeriert, dass man glücklich/frei/jung/erfolgreich, usw. sei, wenn man denn Ding X kaufen würde. Ist m.M. nach nur Ballast und unnötiges Verbrauchen von Energie. Wir alle würden uns - sowohl als Individuen als auch als Gesellschaft - unglaublich viel ersparen, wenn wir uns von dieser Einstellung trennen und schlicht und ergreifend einen nüchternen Kosten-Nutzen-Vergleich anstellen würden.

LG - Uli Pauer

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