Countdown. Weihnachten und Jahreswechsel. Feiern, gemütliche Adventstreffen, Weihnachtsmarkt. Dort unausweichlich: Viele Leckereien. Egal ob traditionell oder modern. Die meisten haben ein zu viel an Fett, Zucker oder Alkohol. Wobei, der geht auch ohne Fett. Macht‘s aber dadurch nicht wirklich besser. Immer dabei: Das schlechte Gewissen! Denn die Figur muss gerade jetzt – warum eigentlich? – top sein! Für das glitzernde Paillettenkleid, den seidigen Rock oder die samtene Hose. Eigentlich der gleiche Stress wie immer! Stichwort „Strandfigur“.
Ich habe mir vorgenommen, dass ich da nicht (mehr) mitmache. Das einzige Gewicht, was mich derzeit interessiert, ist das der Backzutaten für meinen Orangen-Mandel-Stollen. Oder das des dicken Rotkohls, den die nette Dame auf dem Wochenmarkt schwer in meinen Beutel plumpsen lässt.
Jahrelang war die Waage im Badezimmer meine treue Begleiterin. Es gehörte zum täglichen Ritual, mich regelmäßig zu wiegen. Und irgendwie war ich immer, ob des Ergebnisses, unzufrieden. Wobei es gar nicht die Angabe in Kilo und Gramm gebraucht hätte. Der Bund meiner Hose hat mich genauso zuverlässig spüren lassen, dass sich gerade einige Gramm mehr um meine Hüfte drapierten.
Und – das weiß ich aus einer so gar nicht repräsentativen Umfrage – es ging nicht nur mir so. Viele Freund:innen fühlten Unwohlsein und Stress in Anbetracht der angezeigten Kilos oder des errechneten BMI. Und da war es ganz egal, ob der BMI niedrig, ideal oder hoch war. Das musste geändert werden. Also zogen wir dagegen in den Kampf. Einige mit ungesunden Diäten, manche noch Schlimmerem, andere durch mehr Sport. Da machten auch die mit dem niedrigen BMI mit. Spätestens beim Fitnesstest im neuen Studio zeigte sich automatisch der „imaginäre erhobene Zeigefinger“ oder die gerunzelte Stirn des mindestens 25 Jahre jüngeren und durch tägliche Trainingseinheiten gestählten Fitness-Coaches. All das sorgte für viele negative Gedanken. Doch wozu?
Brauchen wir eine Zahl, die uns sagt, dass wir okay sind?
„Mist, ich hab‘ zugenommen“! Dieser Satz fiel wirklich häufig. Soundsoviel Kilo. Mit einer Stimmung und Mimik, als ob die Zahl eine Art Strafurteil wäre. Das persönliche Wohlbefinden hing offenbar davon ab, dass man das propagierte „Idealgewicht“ hatte. Wir verglichen uns mit einem „Ideal“ (wer hat das eigentlich bestimmt?) und wollten möglichst „vorzeigbar“ sein (wer entscheidet das?). Und haben dabei vollkommen all die wunderbaren Dinge außer Acht gelassen, die wir an unserem Körper lieben. Und damit meine ich viel mehr als „nur“ äußerliche Attribute. Nämlich die schlichte Tatsache, dass unser Körper ein wahres Wunderwerk ist.
Was ist bedeutsamer? Eine Zahl auf der Waage oder unser Selbstwertgefühl und unsere innere Stärke?
Wenn der Mensch nicht gerade eine Gewichtsklasse im Rudern oder einer sonstigen Sportart einhalten muss, ist es im Normalfall vollkommen unsinnig, penibel auf das Gewicht zu achten. Denn das wahre Gewicht eines Menschen ist nicht auf einer Waage zu finden.
Macht uns nicht viel mehr aus? Statt uns an eine Zahl zu klammen, die nichts über unsere Persönlichkeit, unseren Humor und all die vielen wunderbaren Eigenschaften verrät, sollten wir das Leben genießen und die Kiloangaben (in der Regel) geflissentlich ignorieren. Wesentlich ist, dass Mann und Frau sich wohl in ihrem Körper fühlen.
Platz im Badezimmer für mehr Selbstzufriedenheit
Meine "akribische" Recherche im Freund:innen-Kreis hat ergeben, dass der Platz der Personenwaage im Badezimmer heute für Besseres genutzt wird. Die Dinger scheinen zum Auslaufmodell zu mutieren. Gut so! Oder?
Hat das vielleicht mit dem Alter zu tun? Mit einem besseren Selbstwertgefühl? Und dadurch einhergehenden größeren Entspanntheit? Der Coolness des Alters? *
ODER - haben wir es ENDLICH gelernt? Denn ist es nicht so: Du spürst, wenn es mehr wird. Oder weniger. Das fühlst Du. Denn Du achtest auf Deine Gesundheit. Du ernährst Dich einigermaßen ausgewogen. Und genießt gleichzeitig auch die Freuden von Chips, Lebkuchen, Wein oder Champagner. Gut so – all das ist wichtig! Das sind die Dinge, die zum Leben dazugehören. Genau wie Bewegung, entspanntes Chillen – mal mehr, mal weniger!
Und wenn ich mich nicht gut fühle, dann melden sich meine inneren Wächter. Und dann ändere ich etwas. Mache Sport. Soviel und so schweißtreibend wie ich gerade kann und mag. Oder esse anders. Nach Rotkraut, Stollen und Rotwein fordert mein Körper meist laut und spürbar Knackiges, Leichtes und Frisches. Wenn wir auf unsere inneren Wächter hören, spüren wir genau, was gut für uns ist.
Ich lümmel mich jetzt in meine Kuscheldecke und genieße ein Stück Stollen mit einem leckeren Tee! Das Tagesmotto auf meinem Kalender lautet:
Mein liebstes Wintergemüse ist immer noch die Marzipankartoffeln.
Danke, ihr Lieben von FUCK THE FALTEN!
Und weißt Du was: Ich mag' gar kein Marzipan. Passte aber gerade so schön :-)
* Ich spreche hier ausdrücklich von einem guten Lebensgefühl. Nicht davon, „sich gehen zu lassen“! Und selbstverständlich auch nicht von Krankheiten.
Liebe Christine, du sprichst mir aus der Seele, wie oft habe ich genau diese Gedanken schon in meinem Hirn hin und hergeschoben, doch wirklich mundtot bekomme ich sie bis heute nicht. Aber immerhin stehe ich nur noch max. 1 / Woche auf der Waage, meistens vergesse ich sie und ja: fühle mich sehr gut damit:-) In diesem Sinne: Let´s geniess our sweets :-) Viele Grüße, Gabi