Ups - was ist denn DAS? Das ist FALSCH. Nicht richtig geschrieben. Wir machen Fehler. Ja, das passiert. Doof, wenn man den selben Fehler wiederholt. Gut, wenn man verstanden hat. Und noch besser, wenn aus dem vermeintlichen „Fehler“ etwas ganz Großes entsteht.
Weißt Du eigentlich, wie viel Glück wir haben?
Eigentlich wollte Percy Spencer ein Radargerät optimieren. Und entdeckte dabei völlig ungeplant die Wirkung von Mikrowellen auf Lebensmittel. Welch Gewinn für den modernen Haushalt? Du siehst: Glück gehabt!
Auch andere Errungenschaften des modernen Lebens beruhen auf „Fehlern“. Die Macher hatten eigentlich ein anderes Ziel. Und wurden so zu Schöpfern von etwas Neuem. Was wäre die Welt ohne Herzschrittmacher, Dynamit, Viagra oder Kartoffelchips?
Ja, auch die Erfindung der Kartoffelchips beruht auf einem „Fehler“. Wusstest Du das? Nicht Heerscharen von Food-Techniker haben sich ihre Köpfe heiß frittiert, um darüber zu sinnieren, wie sie uns noch mehr schmackhafte Kalorien auf die Hüfte zaubern. Nein, nein - die Geschichte ist eine ganz andere. Und eine ganz schön alte…
Die beliebten Kartoffelchips sind eigentlich ein Produkt der Wut. 1853 brachte der Eisenbahn-Erbauer Cornelius Vanderbilt einen Koch im Kaff Saratoga fast zur Verzweiflung. Immer wieder ließ Vanderbilt die Bratkartoffeln als „fehlerhaft“ in die Küche zurückgehen. Sie waren ihm zu dick geschnitten. Der Koch war in seiner Ehre gekränkt und schwor Rache. Er schnitt er die Kartoffelscheiben so hauchdünn, dass Vanderbilt sie nicht mit der Gabel essen konnte. Und freute sich diebisch - so ganz im Geheimen - in seiner Küche.
Aber - Überraschung! Vanderbilt war von den knusprigen Chips total begeistert. So fanden die hauchdünnen, frittierten Kartoffelscheiben als „Saratoga Chips" den Weg auf die Speisekarte des Restaurants. Und später in die Münder von Millionen Snack-Hungrigen weltweit.
Also Du siehst: Entdeckungen sind häufig eine Ansammlung von dem, was wir umgangssprachlich „Fehler“ nennen. War anders geplant, wurde aber trotzdem gut!
WAS IST AN EINEM FEHLER FALSCH?
Hier möchte ich zuerst noch einem Missverständnis vorbeugen! Es geht nicht darum, Versagen oder Unfähigkeit schönzureden und zu verharmlosen. Ich meine auch nicht einen technischen Defekt. Ein Auto, das aufgrund eines mechanischen Fehlers liegen bleibt, kann sich nicht mit individuellem Verhalten herausreden. Oder misslungenen Versuchen, weiter zu fahren. Ich meine hier das Scheitern, die Fehleinschätzung, der Versuch, der etwas anderes hervorbringt als erwartet.
Aber - was ist eigentlich ein Fehler?
Die Frage klingt erstmal ziemlich simpel. Die Antwort ist jedoch tückisch. Das beginnt bei der Fehlerdefinition. Mal treten Fehler bei Dingen auf. Zum Beispiel: Die Autopanne. Mal treten sie im Tun und Verhalten von Menschen auf. Durch Unachtsamkeit, Nichtwissen, ausprobieren und unzähligen weiteren Taten und Verhalten.
Auch die Bewertung von Fehlern ist höchst diffizil – ein falsches Wort im Diktat hat eine andere Qualität als eine falsch berechnete Brückenkonstruktion. Und - wer bestimmt eigentlich darüber was ein Fehler ist, und was nicht?
Also: Was ist eigentlich ein Fehler?
„Nichterfüllung einer festgelegten Anordnung“ – so lautet die Definition gemäß der DIN-Norm ISO 9000 für Qualitätsmanagement. Oder etwas ausführlicher:
Ein Fehler ist die Abweichung eines Zustands, Vorgangs oder Ergebnisses von einem Standard, den Regeln oder einem Ziel.
Was hätte wohl Christoph Kolumbus gesagt, hätte diese Norm schon 1492 gegolten? „Männer, das ist nicht Indien. Wir haben einen Fehler gemacht!“
Fehler können katastrophal sein. Die Folgen riesig. Manchmal sind sie eher harmlos - wie ein Rechtschreibfehler. Aber sie können auch produktiv sein.
ABER: Eines sind Fehler meist - menschlich! Und deshalb (fast) unvermeidlich.
Da Fehler offenbar nicht zu verhindern sind, stellt sich die Frage: Wie reagieren wir darauf???
Ich war offenbar ein sehr kluges Kind
Als Kinder hatten wir unendlich Chancen Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen. Beim Fahrradfahren - natürlich freihändig, beim Schlittern auf zugefrorenen Pfützen oder beim Regenwürmer futtern. Da war die Formel noch ganz einfach: Fehler machen Aua! – und das galt es zu vermeiden.
„Aus Schaden wird man klug!“ So die Meinung meines Vaters. Sprichwörtlich lernt man nur?! aus den selbst gemachten Fehlern. Umgekehrt heißt das ja wohl: Je mehr Fehler und Schaden, desto größer der Lernerfolg und die Klugheit. Ich war offenbar ein sehr kluges Kind ...
Kinder lernen spielerisch, mit Begeisterung, intuitiv und mit einer großen Lust. Hinfallen, aufstehen und vor Schreck laut lachen. Das ist kein Scheitern, kein Fehler für sie. Gehört zu ihrer Entwicklung einfach dazu. Das sind Verhaltensabläufe, die leider spätestens mit dem Schuleintritt abtrainiert werden. Man hat uns auf den Bolzplatz geschickt, um zu spielen, nicht um erfolgreich zu sein. In der Schule war's dann irgendwie schnell umgekehrt.
Und heute? Auch kleinste Fehler sind ein Makel. Aber:
Möchte ich aus Fehlern lernen oder sie bestenfalls vermeiden, muss ich mein Verhalten und mein Tun analysieren. Mich damit auseinandersetzen. Es hinterfragen und im besten Fall optimieren. Neuer Versuch, neue Analyse.
Nur so ein komische Gedanke: Aus Erfolgen muss man offenbar nichts lernen! Warum auch, war ja alles richtig, hat funktioniert. Also lasst uns feiern, auch beim nächsten Mal wird alles gut gehen. Komisch - oder?
Ist das Gegenteil von „Fehler machen“ einfach nur „Glück haben“?
Das hast Du sicher auch schon erlebt - oder? Kürzlich beim Minigolfen. Ich kann nicht wirklich zielgerichtet den Schläger führen und den kleinen harten Ball mit einem Schlang ins Ziel befördern. Wirklich nicht. Konnte ich schon als Kind nicht. Nicht als Teenager und auch später nicht. Kürzlich bot sich mal wieder die Chance, mich zu blamieren. Wir waren mit Freunden auf einer Minigolf-Anlage. Alle trafen - mehr oder weniger direkt. Nur ich nicht! An der 13. Bahn, eine echt knifflige, schlug ich vollkommen desillusioniert zu. Die Freunde feuerten mich an und witzelten rum. Doch meine Kugel flitzte diesmal durch alle Hindernisse, flog hoch und ins dafür vorgesehen Netz. Fullhouse - oder so :-) GLÜCK GEHABT! Oder habe ich einfach bisherige Fehler nicht wiederholt?
»Ich bin nicht andauernd gescheitert, ich habe bloß zehntausend Wege gefunden, wie es nicht funktioniert«.
Thomas Alva Edison
Wie ich versuche, mit Fehlern umzugehen:
AUFMERKSAMKEIT
Oder wie man in Frankfurt so schön sagt: uffbasse! Und genau hinschauen. Vielleicht einen Moment nachdenken. Und ausprobieren. Richtig herum gedreht kann auch ich die Schraube festziehen. Na ja, halbwegs…
STAUNEN
Die Lösung eines Fehlers liegt manchmal auf einer ganz anderen Ebene als man zuerst dachte. „Ach so geht das…“ also immer wieder staunen, erkennen und von der großen Komplexität unserer Welt lernen.
DANKBAR SEIN
Es tut wahnsinnig gut, Menschen um sich zu haben, die nach der spontanen Erkenntnis "Oh mein, Gott, ich hab das falsch gemacht…" unterstützen, helfen und zuhören. Oder übernehmen. Schrauben richtig festziehen kann nur mein Lieblingsmann.
LERNEN
Aber bewusst. Und auf keinen Fall mit der Holzhammer-Methode. Fehler passieren nun mal. Passieren immer wieder. Blöd ist nur, wenn der gleiche Fehler zweimal passiert. Du erinnerst Dich noch an die Warnung Deiner Eltern, die heiße Herdplatte ja nicht zu berühren? Hast Du sicher einmal gemacht, aber kein zweites Mal. Das war die Holzhammer-Methode. Aber - Du hast gelernt. Das Wissen abgespeichert. Und immer wieder genutzt.
GLÜCK
haben. Also beim Minigolf war das definitiv Glück :-)
Fehler geschehen. Punkt.
Das Zauberwort heißt “Machen“.
Kleine Schritte - kleine Erfolge.
Kleine Fehler – großer Lerneffekt.
Lasst uns mehr kindliche Neugierde wagen, statt verbissenen Perfektionismus. Es ist nicht wichtig wer den Fehler gemacht hat, sondern wieso, und wie er zukünftig zu vermeiden ist. Fehler sollten wichtige Zwischenschritte auf dem Weg zum Ziel sein.
Und, wer weiß das schon. Vielleicht ist Dein oder mein nächster Fehler in Wirklichkeit eine der großen Erfindungen der Menschheit. So wie einst die Kartoffelchips.
Mir würde das schmecken! Und Dir?
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